Kopernikus

Kopernikus viele Kreise

Kopernikus machte den mutigen Schritt, die Erde um die Sonne kreisen zu lassen. Er konnte sich aber nicht von einer anderen überkommenen Vorstellung trennen: Seit den Griechen galt das Dogma, dass am Himmel Perfektion herrscht, dass die perfekte geometrische Figur der Kreis ist und dass deshalb sich die Planeten auf Kreisbahnen bewegen müssen.

Leider passte das schlecht zu den Beobachtungen, die man am Himmel machte, denn wie Kepler später herausfand[1], lassen sich ihre Bahnen viel besser durch Ellipsen als durch Kreise beschreiben. Im Ptolemäischen Weltbild, dem Standardweltbild vor Kopernikus, hatte man dieses Problem so gelöst, dass man für jeden Planeten auf einem perfekten Kreis (dem Deferent in der Abbildung) einen Punkt um die Erde kreisen liess. Um diesen Punkt herum kreist dann, wieder auf einem perfekten Kreis, der Planet. Diese Zusatzkreise nannte man Epizykeln und typischerweise brauchte man sogar mehr als einen Epizykel, um die Bahn eines Planeten genügend genau abbilden zu können.

Abbildung: Grundmodell der Planetenbahnen vor Kopernikus und Kepler

Kopernikus wollte eigentlich dadurch, dass er die Planeten um die Sonne kreisen liess, dieses ganze komplizierte System vereinfachen. Aber ungünstigerweise blieb er dabei, die Bahnen mithilfe von perfekten Kreisen zu beschreiben. Und das führte dazu, dass er für sein Modell sogar anstatt wie bisher 40 ganze 48 Epizykeln benötigte.[2] Das war natürlich keine besonders gute Werbung für sein Modell. Kopernikus war sich dieses Problems bewusst und behauptete deshalb in der Einleitung zu seinem Werk einfach frech, er hätte die Anzahl von 80 auf 34 reduziert.

Wesentlich verbessert hat sich die Akzeptanz des heliozentrischen Weltbildes erst dann, als ein paar Jahre später Kepler die Kreise durch Ellipsen ersetzte und mit einer Ellipse pro Planet auskam.

[Kosten]


[1] Koestler, A. (1959). Die Nachtwandler. Das Bild des Universums im Wandel der Zeit. Bern: Scherz.

[2] Koestler (1959) S. 169