Beim Schreinern kann es vorkommen, dass man ein Brett in mehrere gleich breite Teile zersägen möchte. Wenn das Brett 29 cm breit ist und man es dreiteilen möchte und den rechnerischen Weg wählt, steht man vor ein paar Herausforderungen. Je nach Übung, die man darin hat, ist es schon aufwendig genug, herauszufinden, dass ein Drittel von 29 cm genau 9.666666… cm sind. Und wie bitte, soll man dann diese 9.666666… cm abmessen?
Einfacher geht’s, wenn man sich auf YouTube anschaut, wie Jimmy DiResta die Aufgabe angeht. Schauen Sie sich das doch kurz an. (Der Teil, auf den ich mich hier beziehe, beginnt nach ca. 2:30 Minuten.) Es ist nicht schwer zu verstehen, wie Jimmys Denkwerkzeug zu handhaben ist. Aber sollen wir ihm glauben, dass das auch funktioniert? Wenn wir skeptisch sind, dann können wir in diesem Fall selbst überprüfen, ob das Ganze funktioniert, indem wir versuchsweise ein Brett nach Jimmys Methode zerschneiden und anschliessend die Teile übereinander legen. So sehen wir leicht, ob sie wirklich gleich breit sind.
Wenn wir das machen, kontrollieren wir die Brauchbarkeit von Jimmys Denkwerkzeug mit Hilfe des Denkwerkzeugs „Wahrnehmung“, von dessen Brauchbarkeit wir in diesem Fall überzeugt sind.
Wenn wir uns vergewissern möchten, dass das Ganze funktioniert, bevor wir das Brett unwiederbringlich zersägen, könnten wir auch bereits nach dem Einzeichnen nachmessen, ob alle vorgezeichneten Teile wirklich 9.66666… cm breit sind. Auch in diesem Fall überprüfen wir die Brauchbarkeit eines Denkwerkzeugs (Jimmys Technik) mit Hilfe eines zweiten Werkzeugs (der rechnerischen Lösung).
Sind wir bereits von der Brauchbarkeit eines Werkzeugs überzeugt, dann können wir so direkt ein neues Werkzeug prüfen. Wir können den Vergleich zweier Werkzeuge aber auch nutzen, wenn wir bei beiden nicht ganz sicher sind, ob sie funktionieren. Wenn wir sowohl bei der rechnerischen Lösung wie beim Vorgehen von Jimmy unsere Bedenken haben, beide aber zum selben Resultat führen, dann stärkt das unser Vertrauen in beide Varianten. Das Vorgehen, dieselben Resultate auf verschiedenen Wegen abzuleiten und zu vergleichen, um mehr Sicherheit zu haben, wird manchmal als „Triangulation“ bezeichnet.
Wenn wir über zwei Denkwerkzeuge verfügen, die zum selben Ergebnis kommen sollten, können wir das eine benutzen, um das andere zu überprüfen.
Wenn wir das gefühlte Fieber unserer Kinder zur Kontrolle auch noch mit einem Fieberthermometer messen, dann betreiben wir Triangulation im oben beschriebenen Sinn. Und wenn das, was wir fühlen, stark von dem abweicht, was das Fieberthermometer anzeigt, dann macht es Sinn, einmal die Batterie des Thermometers zu überprüfen.
Innerhalb des Alltagsbereichs, in dem wir unseren eigenen Augen trauen können, kann unsere Wahrnehmung gut die Rolle als Prüfwerkzeug übernehmen, so im Fallbeispiel oben, wenn wir die drei Bretter übereinander legen und sehen oder spüren, ob sie gleich breit sind. Dasselbe machen wir uns übrigens auch beim Ablesen des Thermometers zu Nutzen. Hier verlassen wir uns voll darauf, dass das, was unsere Wahrnehmung über die Anzeige auf dem Thermometer „halluziniert“, brauchbar ist.
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