Konsequenzen

Wenn wir uns für die Nutzung eines bestimmten Denkwerkzeugs entscheiden, kann das negative Konsequenzen für uns selbst haben – wie hohe Kosten oder eine gestörte Kooperation mit anderen. Wenn Personen beschliessen zu glauben oder zu wissen, dass sie wiedergeboren wurden, dürfte das zur Folge haben, dass sie in gewissen Kreisen nicht ganz ernst genommen werden. Ob sie damit leben können, müssen sie selbst entscheiden. Ähnliche, unter Umständen negative Konsequenzen können bei anderen auftreten, wenn wir ihnen ein Werkzeug empfehlen oder gar aufnötigen (vgl. dazu auch Lehrerweiterbildung).

Für den Eigenbedarf ist die entsprechende Empfehlung trivial:

Der Einsatz eines Denkwerkzeugs macht nur Sinn, wenn die positiven Konsequenzen die negativen überwiegen.

Im Zusammenhang mit dem Impfen gilt es zu beachten, dass Müllers Verzicht auf Impfungen nicht nur Konsequenzen für ihre eigenen Kinder hat, sondern auch für viele andere. Sie sorgen damit dafür, dass die entsprechenden Viren weiter zirkulieren und damit Kinder bedroht werden, die verletzlicher sind, als ihre Kinder – weil sie Vorerkrankungen aufweisen, weil deren Eltern eine weniger gute medizinische Betreuung gewährleisten können, als das für die Müllers möglich ist etc. Wenn man sich impft, sorgt man nicht nur für sich selbst, sondern in vielen Fällen auch dafür, dass die Krankheit an anderen Orten weniger Schäden anrichten kann. Der Einsatz eines bestimmten Denkwerkzeugs, der für uns selbst positiv oder zumindest unproblematisch ist, kann aber gleichzeitig negative Konsequenzen für andere haben. Daher:

Der Einsatz eines Denkwerkzeugs kann negative Konsequenzen für andere habe. Fairerweise sollten wir das berücksichtigen.

Ein Arzt als Corona Leugner

Februar 2021, die COVID Pandemie dominiert nun seit etwa einem Jahr das Alltagsleben. In der Schweiz herrscht ein Lockdown „light“. „Nicht essenzielle“ Geschäfte sind geschlossen ebenso wie Restaurants, Bars, Museen und Ausstellungen. Sport findet ohne Zuschauer statt. Die Schulen sind geöffnet, ebenso die Coiffeurläden und die Skilifte.

Viele sind dieser Situation müde. Aber wegen der Gefahr, die von neuen Mutationen des Virus mit höherem Ansteckungspotential droht, ist keine Änderung dieses Regimes in Sicht. Entsprechend besteht eine gewisse Bereitschaft, die offizielle Sicht der Lage durch die Behörden in Frage zu stellen. Hier eine Meldung des SRF (leicht gekürzt) [1]:

„Behörden warnen Corona-Skeptiker

  • Corona-Skeptiker unter den Ärzten gehen an die Öffentlichkeit. Sie gründeten einen Verein, neunzig Ärztinnen und Ärzte sind schon dabei.
  • Andreas Heisler, einer der Gründer, behauptet, die Stimmung in der Schweiz sei wie damals in der DDR. «Keine Reisefreiheit, keine Meinungsfreiheit, keine Versammlungsfreiheit.»
  • Kantonsärzte beobachten die Verstösse, die diese Ärzte begehen. Sie drohen damit, die Praxen zu schliessen.

An der Eingangstür zur Praxis hängt ein Zettel: „Wegen einer behördlichen Massnahme geschlossen.“ Hausarzt Andreas Heisler aus Ebikon hat Zeit, die „Rundschau“ zu empfangen. „Es ist nicht schön, die Polizei im Haus zu haben“, sagt er. Weil Heisler sich nicht an die Maskenpflicht hielt, haben die Behörden im Januar seine Praxis geschlossen.

Die Anordnung gilt nur für eine Woche. Die Gesundheitsbehörden hoffen, dass Heisler den Warnschuss versteht. Dies scheint aber kaum der Fall zu sein. Genauso ein Dorn im Auge war den Behörden, dass Heisler Maskenbefreiungsatteste an Patienten ausstellt, die er nie gesehen hat.

Heisler liest der „Rundschau“ aus einem Mail vor, das er gerade bekommen hat. „Ich wäre froh, wenn Sie mir und meinen Kindern ein solches Attest ausstellen könnten“, steht da. Die Familie leide unter Atemnot und Hautausschlag. Er müsse Schaden von den Patienten abwenden, sagt Heisler. Es sei kein Fehler gewesen, solche Dispensen auf schriftliche Anfragen hin auszustellen. Er habe dies in der Vergangenheit getan. Und er werde es weiter machen.

Heisler ist ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen die Corona-Schutzmassnahmen. Er zweifelt an der Existenz des Virus, obwohl er nach eigener Aussage selbst an Corona erkrankt war. Impfungen seien gefährlich, und durch das Maskentragen würden viele krank. Heisler hat einen Verein gegründet, er heisst „Aletheia“.[2] Darin sind rund 140 Mediziner vereinigt, die alle ähnlich denken. Die Sterblichkeitsrate von Corona liege bei einer leichten bis mittelstarken Grippe, behaupten sie auf ihrer Homepage.

Der deutsche Arzt Heisler sieht schwarz, was die Zukunft der Schweiz angeht. Die Demokratie sei stark angeschlagen, die Schweiz erinnere ihn an die DDR. „Die Stimmung, die dort herrschte, erlebe ich jetzt hier“, sagt er. „Die Reisefreiheit ist weg, keine Meinungsfreiheit, keine Versammlungsfreiheit.“ Heisler vergleicht das, was ein kommunistisches Land zur Aufrechterhaltung einer Diktatur verfügt hatte, mit den Massnahmen zur Ausbreitung einer Pandemie.

[…]

Die Behörden schauen zu. Möglicherweise nicht mehr lange.“

Im Sinne einer gewissen Toleranz gegenüber möglicherweise gleichwertigen Denkwerkzeugen könnte man hier sagen, was Michael Perricone in einem Leitartikel auf SRF zu einer anderen Massnahmen-Skeptikerin schrieb: „Skeptiker liegen oft falsch, ein Verbrechen ist das nicht. […] Es ist auch keines, offen zu sagen, dass man Masken ablehne und am liebsten nicht trage. Oder dass einem die rasche Entwicklung und Zulassung der Covid-19-Impfung skeptisch stimme […].“[3]

Wäre Herr Heislers Meinung seine private Meinung, die er mehrheitlich für sich behält oder gelegentlich einmal in einem Gespräch einbringt, dann könnte ich dem zustimmen. Dabei bleibt es aber nicht. Herr Heisler handelt auch aufgrund seiner Überzeugung. Und damit trägt er eine andere Verantwortung für die Konsequenzen, als wenn er nur für sich an seine Version der Geschichte glauben würde.

Die Zahlen der anderen, der „offiziellen“ Version sind eindrücklich: Bis zum 8. Februar 2023 haben sich ca. 672 Millionen Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Gegen sieben Millionen sind in diesem Zusammenhang gestorben. Die Sterblichkeit bei Covid-19 ist deutlich höher als bei der Grippe (mindestens dreimal höher, aber möglicherweise auch zehnmal höher oder sogar mehr). Impfungen sind das beste Gegenmittel dagegen und relativ ungefährlich (weniger als 2 Todesfälle auf 100‘000 Impfungen[4]). Das Tragen von Masken ist für die allermeisten Menschen gesundheitlich unbedenklich.

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[1] Thomas Vogel, https://www.srf.ch/news/schweiz/aerzte-im-visier-behoerden-warnen-corona-skeptiker, 10.02.2021, 20:05 Uhr

[2] https://aletheia-scimed.ch/

[3] Michael Perricone, https://www.srf.ch/news/schweiz/widerstand-gegen-massnahmen-skeptiker-liegen-oft-falsch-ein-verbrechen-ist-das-nicht, Donnerstag, 15.04.2021, 19:30 Uhr

[4] https://www.swissmedic.ch/swissmedic/de/home/news/coronavirus-covid-19/covid-19-vaccines-safety-update-4.html