6.2 Wie lässt sich das beobachtete ZMV didaktisch nutzbar gruppieren?
Das Geschehen im beruflichen Alltag ist vielfältig und im Grunde genommen ist jede ZMV-Aufgabe/Situation einzigartig, da sich die genau gleichen Umstände nie wiederholen. Ein effizienter Unterricht in der Berufsbildung ist aber nur möglich, wenn sich die beobachteten ZMV-Aufgaben/Situationen zu einer überschaubaren Menge von Gruppen zusammenfassen lassen, so dass alle Aufgaben/Situationen einer Gruppe gleichzeitig bearbeitet werden können.
Geht man von einem handlungsleitenden Modell der Beziehung zwischen ZMV und SM-Konzepten aus, dann ist es naheliegend, diejenigen Aufgaben/Situationen zusammenzunehmen, bei der es um die Anwendung derselben SM-Konzepte geht. Viele Lehrmittel, welche in der Berufsbildung Verwendung finden, sind mit Kapitel wie „Flächenberechnungen“, „Volumenberechnungen“ etc. nach diesem Prinzip aufgebaut.
Aber auch in diesem Fall stellt sich die empirische Frage, welche Aufgaben/Situationen in einer Gruppe zusammengefasst werden können, so dass die Lernenden wirklich die Aufgaben/Situationen innerhalb der Gruppe als gleiche wahrnehmen und darum auch gleich behandeln können. Ist für sie bspw. das Anwenden des SM-Konzepts „Prozente“ auf die Aufgabe/Situation „Rabatte beim Einkaufen“ dasselbe wie auf die Aufgabe/Situation „Steigung einer Straße“?
Geht man hingen nicht von einer handlungsleitenden Beziehung zwischen ZMV und SM-Konzepten aus, dann sind die möglichen Antworten auf die Frage nach didaktisch nutzbaren Gruppierungen vielfältiger und müssen sorgfältig empirisch geklärt werden.
FKF arbeitet mit dem Konzept der Situation und geht davon aus, dass das, was Berufspersonen in ihrem jeweiligen Berufsalltag als dieselbe Situation erleben, für sie auch rechnerisch/mathematisch dieselbe Situation/Aufgabe mit vergleichbaren Anforderungen darstellt (vgl. Berechnungssituationen und Beispiele/Berufe, auch Kaiser 2005a).
6.3 Welche SM-Konzepte sind dabei von Bedeutung?
Für den Unterricht im Rahmen der Berufsbildung muss weiter bekannt sein, welche SM-Konzepte benötigt werden, um das entsprechende ZMV-Lernen zu unterstützen. Die Antwort hängt von allen bisherigen Antworten ab. Ist das erarbeitet theoretische Modell nicht vom Typ handlungsleitende Beziehung, dann könnte im Extremfall die Liste der benötigten SM-Konzepte auch leer sein.
Im Rahmen von FKF war es nicht möglich, dazu systematische Untersuchungen über mehrere Berufe hinweg durchzuführen. Praktisch in allen Berufen dürfte aber Folgendes von Bedeutung sein: Das Lesen von Wertetabellen und Graphiken; die Nutzung von proportionalen Zusammenhängen; sowie das Arbeiten mit Angaben relativ zu einer Bezugsgrösse (ausgedrückt in %) (vgl. Wünsche an die Sekundarstufe I).