Forschungsagenda …

8 Woher kommt das aktuelle Unbehagen?

Wie schon mehrfach erwähnt, beklagen sich viele Lehrpersonen, dass Lernende, welche in die Berufsbildung eintreten, nicht (oder zumindest weniger als früher) rechnen können (dazu bereits Bardy et al. 1985). Und wie die Diskussionen in Weiterbildungskursen zeigen, empfinden viele Lehrpersonen in der Schweiz die Behandlung rechnerisch/mathematischer Inhalte im Berufsschulunterricht als schwierig und belastend. Das Thema ist in den Medien präsent und in regelmäßigen Abständen kommen Untersuchungen zum Schluss, dass Lernende beim Eintritt in die Berufsbildung zu wenig „Mathematik“ können (bspw. Eckstein 2016; Ivanov & Lehmann 2005). Oft wird dies nicht weiter kritisch reflektiert, wenn sich auch andere Stimmen finden (bspw. Nickolaus et al. 2015; Retelsdorf et al. 2013; Basendowski 2013).

Sind die vorangegangenen Fragen beantwortet, sollte es auch möglich sein, die Ursache des Unbehagens zu lokalisieren und dem Unbehagen entgegenzuwirken. Mögliche Antworten, welche sich aus dem bislang Dargestellten ergeben, könnten sein:

  1. Die Lernziele der obligatorischen Schulzeit sind die richtigen; aus irgendwelchen Gründen erreichen aber viele Lernende diese Ziele nicht, obwohl sie erreichbar wären.
  2. Die Lernziele der obligatorischen Schulzeit sind aus Sicht der Berufsbildung falsch gewählt; die Lernenden lernen das Falsche.
  3. Die Erwartungen der Berufsbildung an die obligatorische Schulbildung sind überrissen. Die obligatorische Schule kann die erwünschten Ziele gar nicht erreichen.
  4. Die Didaktik, welche die Lehrpersonen in der Berufsbildung einsetzen, ist nicht in der Lage, auf dem vorhandenen Vorwissen der Lernenden aufzubauen und das vorhandene Wissen wird dadurch systematisch unterschätzt.

FKF ging nur schon aus pragmatischen Gründen von Anfang an von C oder D aus, denn unter dieser Annahme ergeben sich für Lehrpersonen der Berufsbildung die interessantesten Entwicklungsmöglichkeiten. Auf Grund der Erfolge mit FKF ist aus dieser versuchsweisen Annahme unterdessen die feste Überzeugung geworden, dass D zutrifft.