5 Zwischenbilanz: Der theoretische Hintergrund
Die bisher aufgeworfenen Fragen skizzieren die Umrisse einer Theorie des ZMV und lassen sich in zwei Blöcke einteilen:
- Was spielt sich ab, wenn jemand erfolgreich ZMV Aufgaben/Situationen bewältigt? (Analog zu: Wie bleibt ein Planet auf seiner Bahn?)
- Welche Rolle spielen dabei SM und HM? (Analog zu: Spielt für den Planeten das Lösen von Differentialgleichungen eine Rolle?)
Die folgenden Fragen betreffen nun das Vorhandensein und die Verbreitung von bestimmten Arten von ZMV. Sie können nur auf dem Hintergrund einer zumindest vorläufigen Antwort auf die theoretischen Fragen angegangen werden, denn ohne Vorstellung davon, was ZMV ist, ist es auch nicht möglich, danach zu suchen.
6 ZMV in den verschiedenen Berufen
Die bisherigen Fragen und Überlegungen bezogen sich ganz allgemein auf ZMV, egal ob dies im beruflichen oder allenfalls auch im privaten Alltag stattfindet. Will man allfällige Antworten auf diese Fragen für die Berufsbildung nutzbar machen, stellen sich weitere Fragen:
6.1 Was an ZMV findet im Alltag eines bestimmten (Ausbildungs-)Berufes statt?
Gezielt ausbilden kann man nur, wenn man weiss, was im beruflichen Alltag benötigt wird. Entsprechend braucht es für jeden Beruf ein Inventar des beruflichen ZMV. Bestehende Lehrmittel, Lehrpläne oder Prüfungen beruhen immer auf einem impliziten Modell des Bezugs zwischen ZMV und SM-Konzepten. Teilt man dieses Modell, kann man selbstverständlich diese Unterlagen als Ausgangspunkt nehmen (bspw. Stiftung Rechnen 2015). Bedingung ist nur, dass die Lehrmittel aktuell sind und nicht eine längst vergangene berufliche Praxis abbilden.
Die impliziten Modelle der meisten Lehrmittel dürften von einer handlungsleitenden Beziehung ausgehen, sind also nur dann direkt auswertbar, wenn man dieses Modell teilt. Geht man von einem anderen Modell aus, bleibt nichts anderes übrig, als sich durch Beobachtungen und Befragungen direkt vor Ort im jeweiligen beruflichen Alltag ein Bild zu machen (bspw. Basendowski 2013; Kaiser 2013b; Musch et al. 2009). Bei mehreren hundert Ausbildungsberufen sowohl in Deutschland wie auch in der Schweiz ist dies ein gewaltiges Unterfangen, so dass es sich auf jeden Fall lohnen dürfte, die theoretische Vorarbeit gründlich zu machen, um zu klären, wonach man suchen will.
FKF versucht in diesem Zusammenhang die Tatsache zu nutzen, dass in der dualen Berufsbildung die Lernenden zwischen den Schultagen oder Schulblöcken im Betrieb sind und dort Erfahrungen machen. Diese Erfahrungen lassen sich der Schule bearbeiten, was unter anderem auch der Lehrperson hilft, ständig mit den neusten Entwicklungen im betrieblichen Alltag in Verbindung zu bleiben (vgl. Die Lernenden als Quelle von Aufgaben).