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Wird eine Person mit einer neuen Aufgabe/Situation konfrontiert, dann setzt sie zur Bewältigung dieser Situation in der Regel mehrere, wenn nicht alle Wissenssysteme ein. Welche Bedeutung dabei die einzelnen Systeme haben, hängt von den Anforderungen ab, welche die Situation stellt, und vom in den einzelnen Systemen vorhandenen Wissen.
Ausgangspunkt ist immer das situative System. Die neue Situation erinnert an bereits erlebte Situationen. Was dann geschieht, hängt im Wesentlichen von diesen Erinnerungen ab.
- Sind genügend brauchbare Erfahrungen vorhanden, ist das situative System tonangebend. Die Person handelt in Analogie zu dem, was sie in den erinnerten Situationen jeweils gemacht hat. Auf diese Art kann sich die Person sehr flexibel an die verschiedensten Eigenarten der neuen Situation anpassen. Dieser Vorgang läuft ohne grosse Anstrengungen und ziemlich schnell ab. Oft macht sich die Person dabei gar nicht bewusst, woher ihre „Intuition“ kommt.
- Sind zu wenig brauchbare Erfahrungen vorhanden, dann muss die Handlung mittels des deklarativen Systems geplant werden. Diese Planung ist anstrengend, braucht Zeit, muss immer bewusst ablaufen und kann oft nicht allen Eigenarten der neuen Situation gerecht werden, da die verwendeten deklarativen Wissensstücke diese nicht erfassen. Entsprechend fehleranfällig ist diese Art der „rationalen Planung“.
Experten gehen in der Regel nach Variante A vor, da sie über genügend Erfahrungen verfügen (typischerweise 40’000 und mehr einschlägige erinnerte Situationen). Variante B ist typisches Anfängerverhalten, da Anfängern mangels Erfahrung gar keine andere Möglichkeit bleibt. „Anfänger“ ist dabei nicht abwertend gemeint. Auch ein Wissenschaftler, der sich auf Neuland vorwagt, ist bezüglich dieses Neulandes „Anfänger“ und muss daher Variante B wählen.
Häufig werden sich Mischformen dieser beiden verschiedenen Möglichkeiten ergeben, da bei ein und derselben Aufgabe/Situation bezüglich gewisser Aspekte ausreichend Erfahrungen vorhanden sein können wogegen bezüglich anderer Aspekte solche Erfahrungen fehlen. Als interessantes Modell dafür, wie sich diese Mischung von der Anfängerin zur Expertin verschiebt, lässt sich das Stufenmodell von Dreyfus & Dreyfus verstehen.
Das deklarative System kann sowohl beim Gebrauch wie beim Aufbau von Wissen verschiedenste Funktionen übernehmen, vor allem im Zusammenspiel mit dem situativen System. Entsprechend diesen Funktionen kann man beim deklarativen Wissen zwischen handlungsleitendem und reflexionsleitendem Wissen unterschieden.
Texte als pdf (zum Teil noch in der Begrifflichkeit des IML 1)
Benner und die Wissensarten: Ein Versuch, das Stufenmodell der Kompetenzentwicklung von Patricia Benner bzw. Dreyfus & Dreyfus mit dem IML zu hinterlegen.
Die Funktionen des Fachwissens: Wenn vor allem das situative System handlungsleitend ist, stellt sich die Frage, welche Funktion(en) denn das deklarative System übernimmt?