Das Fachrechnen im Rahmen der Berufsbildung hat eine gewisse Tendenz, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Es fehlt oft der Praxisbezug. Ein Beispiel dafür findet sich in einem aktuellen Entwurf für die Fachkundeprüfung bei den Köchen:
Berechnen / Abgang
Die gelieferten Lammkarrees weisen ein Normgewicht von 600 g aus. Beim Parieren fallen 25 % Abgang an. Ein pariertes Lammkarree besteht aus 2/3 Anteil Kotelett-Stück und 1/3 Anteil Nierstück. Aus dem Kotelett-Stück lassen sich 8 Koteletts schneiden.
Wie viele Kilogramm Lammnierstück fallen an, wenn Lammkarrees für 120 Koteletts bestellt wurden?
Aufgaben dieser Art sind zwar hübsche Rechnungsübungen. Im realen Berufsalltag treten solche Situationen aber nie auf. Beispielsweise ist nicht zu erwarten, dass jemand zwar weiss, dass Lammkarrees für 120 Person bestellt wurden, aber nicht, wie viele Karrees dies sind.
Natürlich kann man Fachrechnen als eine Art geistige Gymnastik betreiben und Elektromonteuren im ersten Lehrjahr Bruchterme wie der folgende bearbeiten lassen :Man kann aber auch der Meinung sein, dass es die Aufgabe der Berufsbildung ist, die Lernenden für den beruflichen Alltag auszubilden, den sie tatsächlich antreffen! Unnötige Stolpersteine wie unverständliche Formeln oder realitätsfremde Aufgaben haben auf dem Weg dorthin nichts zu suchen. Dieser Leitfaden richtet sich an Personen, die in ihrer Funktion als Berufslehrende, Lehrmittelverfassende und / oder OdA Verantwortliche diese Meinung teilen.