20. Fachhochschulunterricht (1994-1998)

Mensch-Computer-Interaktion

Mensch-Computer-Interaktion war nicht nur eine Thema, dass mich als Anwendungsfeld für das entstehende Lernmodell interessierte, MCI war auch ein Fach, dass ich über einige Jahre für Informatiker an Fachhochschulen in der regulären Ausbildung und im Nachdiplombereich unterrichtete. Nach einem kurzen Unterbruch war dies nach meiner Lehrtätigkeit an einem universitären psychologischen Institut mein zweiter Versuch direkt zu unterrichten.

Anfänglich war ich in derselben Situation, wie bereits anlässlich meines universitären Unterrichts geschildert. Das Gebiet war für mich z.T. so neu wie für die Studierenden selbst und ich war stark damit beschäftigt, für mich selbst eine geeignete Darstellung des Stoffs zu finden. Das Problem wurde insofern verstärkt, als ich in den ersten Jahren keine befriedigenden Lehrbücher fand.

Mit der Zeit stabilisierte sich dann aber die Situation. Ich wusste, was ich erzählen wollte, und es tauchten auch immer mehr geeignete Lehrbücher auf. Von da an experimentierte ich mit einem Arrangement, das drei Lernstationen umfasste: Verstehen, Üben und Anwenden.

Die Instruktion bei Verstehen geschah einerseits durch kurze Inputs meinerseits, in denen ich meinen persönlichen Zugang zum jeweiligen Thema und seine Bedeutung aus meiner Sicht schilderte. Andererseits erhielten die Lernenden eine kommentierte Leseliste. Üben und Anwenden wurden durch Blätter mit geeigneten Aufgaben realisiert. Die Lernenden waren frei, zwischen diesen drei Stationen hin und her zu pendeln. Wenn sie Lust hatten, konnten sie gleich mit einer Anwendungsaufgabe beginnen und erst bei Bedarf Verstehen und vielleicht Üben nachholen. D.h. auch meine persönlichen Inputs, die für viele den Auftakt zu jeweils einem Nachmittag Arbeit bedeuteten, waren freiwillig und ich war bereit, einzelnen auch später Rede und Antwort zu stehen. Überhaupt bestand meine Aufgabe darin, allen dort zu helfen, wo sie Bedarf anmeldeten.

Die Erfahrungen mit dieser Form des Unterrichts waren gemischt. Einerseits begrüssten die meisten Studierenden die Freiheiten, die ihnen dieses Arrangement bot. Ihnen leuchtete auch grundsätzlich sein Sinn ein. Andererseits war das Fach Mensch-Computer-Interaktion schon vom Inhalt her ein eher „weiches“ Fach im Gegensatz zu den übrigen Ingenieurfächern und ich weigerte mich, durch ständige Prüfungen künstlich Druck zu erzeugen. Das führte aber dazu, dass die Studierenden oftmals die vorgesehene Zeit für andere Arbeiten nutzten und viele Ãœbungs- und Umsetzungsaufgaben liegen blieben. Ganz zentral war dabei, dass sie oft aber auch Mühe hatten, sich in die von mir gewählten Beispiele hineinzudenken und ihre Relevanz zu sehen. Beispiele, die ich als ungemein spannend und herausfordern erlebte, liessen sie oft einfach kalt.

Obwohl über die Jahre meine Beispielsammlung immer weiter anwuchs, gelang es mir nicht, diese Situation wesentlich zu verändern. Das war einer der Hauptgründe, warum ich – obwohl bei Studierenden und Schulleitung beliebt – nach einigen Jahren beschloss, diese Aufgabe abzugeben.

Lernen lehren

Im Laufe meiner Zeit an der Fachhochschule beschloss eine der Schulen, im ersten Studienjahr ein Fach Arbeits- und Präsentationstechniken einzuführen und in diesem Rahmen auch Lerntechniken zu behandeln. Irgendwie gelangte ich in die Arbeitsgruppe, die dieses Fach vorbereitete, und unterrichtete dann auch ein Jahr lang eine Gruppe Studierender.

Dies war eine ausserordentlich frustrierende Erfahrung. Einmal waren die äusseren Umstände schon nicht besonders günstig. Es handelte sich um einen Abendkurs, der von Studierenden belegt wurde, die tagsüber Vollzeit arbeiteten und am Abend ein Studium als Weiterbildung belegten. Die Kurse fanden zwischen 20 Uhr und 22 Uhr statt. Entsprechend müde waren die Studierenden und auch für mich war dies nicht gerade die ideale Arbeitszeit.

Das Hauptproblem lag aber darin, dass die Studierenden nicht sehen wollten, wozu sie sich mit ihrem Lernen auseinandersetzen sollten. Sie gingen davon aus, dass sie es in ihrer Schullaufbahn nun doch schon recht weit gebracht hatten, was eigentlich eher für als gegen ihre Kompetenz in Sachen Lernen sprach. Viele Themen, die ich mit ihnen besprechen wollte, fanden sie zwar ganz interessant. Die meisten Vorschläge, die sich daraus ergaben, schienen ihnen aber entweder überflüssig oder dann auf ihre spezielle Situation nicht anwendbar. Zudem bekamen sie, nicht zu Unrecht, je länger der Kurs dauerte umso mehr den Eindruck, dass ich besser ihre Dozenten als sie schulen sollte.

Als zwei zentrale Erinnerung an diese Phase des Unterrichtens blieben: Einmal ist es ungemein schwierig, gute Beispiele zu konstruieren, die das Interesse der Lernenden zu packen vermögen. Und zum zweiten machen Lernende manchmal hartnäckigen Widerstand gegen Themen und Hilfestellungen, die aus der Sicht Lehrender eigentlich sehr nützlich wären.

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