5: Fördern von Lern- und Arbeitsstrategien

Typische Situation

Anton beobachtet, dass ein grosser Teil der Klasse zwar Notizen macht, wenn er ihnen etwas erklärt. Diese Notizen scheinen aber nicht sehr hilfreich zu sein, denn im weiteren Unterricht zeigt sich immer wieder, dass die Lernenden ganz offensichtlich keinen Bezug zum Erklärten herstellen können. Anton beschliesst deshalb bei der nächsten Gelegenheit explizit auf die Frage einzugehen, wie man sinnvoll Notizen nimmt. Er illustriert unter anderem, wie er selbst das behandelt in Form eines Mindmaps zusammenfassen würde. Anschliessend bittet er nach jedem Input einen Lernenden für die Klasse eine Zusammenfassung in Form eines Mindmaps darzustellen. Und schliesslich verlangt er für einige Zeit bei schriftlichen Arbeiten ein geeignetes Mindmap als Entwurf für die einzelnen Antworten.

Situationskreis

  • Ein grösserer Prozentsatz der Lernenden haben Probleme, welche die Folge von ungenügende Lern- und Arbeitstechniken sein könnten.

Qualitätsstandards

  • Respekt und Wertschätzung gegenüber den Lernenden

Externe Ressourcen

  • DELV (Das eigene Lernen verstehen)

Theoretische Konzepte

  • Lernstrategien
  • Arbeitsstrategien
  • Kognitive Stile
  • Lerntheorie
  • Kognitive Anlehre
  • Einflussfaktoren beim schulischen Lernen
  • Motivation
  • Gewohnheiten und ihre Resistenz gegenüber Änderungen
  • Zone der proximalen Entwicklung
  • Reziprokes Lehren und Lernen

Praktische Fertigkeiten

  • Transferförderungen
  • Anleiten zur Strategieänderung
  • Abgestufte Hilfe geben

Leitende Geschichten

  • Mindmap: In der Ausbildung zur Dentalhygienikerin besteht eine der ersten praktischen Aufgaben darin, einem Patienten gründlich ins Maul zu schauen und dann der Instruktorin zu schildern, was zu sehen ist. Bei einer die Lernenden ergaben sich hier grosse Probleme. Sie war zwar in der Lage, Behandlungen kompetent durchzuführen, sie lernte engagiert und hatte auch einen guten Umgang mit den Patienten. Musste sie aber einen Befund schildern, herrschte das reine Chaos. Sie gab sich redlich Mühe Vorschläge wie „Geh schön der Reihe nach“ umzusetzen. Aber trotz intensiver Betreuung machte sie in diesem Punkt keine Fortschritte. Dies änderte sich, als man die Lernende ihre Beobachtungen als Mindmap festhalten liess. Von da an konnte die Lernende in Sachen Beobachtung und Befundaufnahme problemlos mit den besten Kolleginnen mithalten.
  • Ratende Schüler (John Holt, (2004) Aus schlauen Kindern werden Schüler. Von dem, was in der Schule verlernt wird. Weinheim, Beltz) Eines Tages beobachtete er die Klasse einer Kollegin beim Sprachunterricht. Die Lehrerin hatte die Wandtafel in drei Spalten eingeteilt und über die einzelnen Spalten „Substantiv“, „Adjektiv“ und „Verb“ geschrieben. Dann begann sie, indem sie ein Wort wie z.B. „Rose“ sagte und die Kinder mussten angeben, in welche Spalte es gehörte. „Es wurde reichlich Gebrauch gemacht von der bewährten Strategie es ‚Raten und Gucken’, bei der man zu einem Wort ansetzt und gleichzeitig die Mimik des Lehrers studiert, ob man auf dem richtigen Weg ist oder nicht. Bei den meisten Lehrern braucht es gar nicht mehr. Diese Lehrerin war weniger durchschaubar als die meisten ihrer Kollegen, so dass das ‚Raten und Gucken’ nicht recht funktionierte. Trotzdem fand ich den Prozentsatz von Treffern bemerkenswert hoch, zumal mir aufgrund dessen, was die Kinder sagten und wie sie vorgingen, klar war, dass sie keine Ahnung davon hatten, was Substantive, Adjektive und Verben eigentlich sind. Schliesslich sagte eines der Kinder: ,Frau . . ., Sie dürfen nicht jedes Mal auf die Antwort zeigen.’ … während der Unterricht weiterging, glaubte ich nach einer Weile zu erkennen, was das Kind meinte. Weil die Lehrerin jedes Wort selbst in die entsprechende Spalte schrieb, war sie gewissermassen auf die Stelle ausgerichtet, wo sie gleich schreiben würde. Aus ihrem jeweiligen Körperwinkel zur Tafel entnahmen die Kinder einen versteckten Hinweis auf die richtige Antwort.“