Wolf und Schafe

Grundidee

Vier Schafe spielen gegen einen Wolf mit Beisshemmung. Ihre Aufgabe ist es, ihn gemeinsam einzukreisen. Das Spiel ist nicht besonders schwierig zu spielen. Wenn die Schafe konsequent vorgehen, gewinnen sie immer.

Normalerweise übernimmt ein Spieler die Schafe, der andere den Wolf. Man kann aber natürlich den vier Schafen auch vier verschiedene Spieler zuordnen. Dadurch entsteht ein gewisser Koordinationsbedarf zwischen den Schafen, welche etwa vier bis fünf Standardsituationen beherrschen müssen. Für Spieler ohne Vorerfahren ergeben sich daraus verschiedene Lernaufgaben.

Die Spielregeln

“Wolf und Schafe” wird auf einem Dame- oder Schachbrett gespielt. Benötigt werden vier weisse und ein schwarzer Spielstein. Einer der beiden Spieler bekommt den schwarzen Spielstein. Er ist der Wolf. Der andere Spieler bekommt die weissen Steine. Er hat die Schafe.

Das Ziel der Schafe ist es, den Wolf einzukreisen und ihn bewegungsunfähig zu machen. Der Wolf dagegen versucht, die Kette der vier Schafe zu durchbrechen. Die vier Schafe werden auf die vier dunklen Felder der ersten Spielreihe gestellt. Der Wolf steht zu Beginn des Spieles auf der gegenüberliegenden Seite, auf dem dunklen Eckfeld der ersten Reihe. Gespielt wird nur auf den dunklen Feldern.

Der Wolf darf mit dem Ziehen beginnen. Im Wechsel hat jeder Spieler immer nur einen Zug, wobei es dem Spieler mit den Schafen freigestellt ist, mit welchem Stein er jeweils seinen Zug macht. Der Wolf darf vorwärts und rückwärts ziehen, während die Schafe nur vorwärts ziehen können. Springen ist nicht erlaubt.

Der Wolf gewinnt, wenn er die Reihe der Schafe durchbrechen kann. Die Schafe gewinnen, wenn sie den Wolf so einkreisen, dass er nicht mehr ziehen kann.

Die Regeln sind so einfach, dass üblicherweise keine expliziten Strafen für Regelverletzungen festgelegt werden. Hier ein Vorschlag für den Fall, dass doch einmal eine vorkommen sollte:

  • Jede Figur, die eine Regelverletzung begeht, wird auf das Feld zurückversetzt, das sie soeben verlassen hat.
  • Regelverletzungen sind: Verlassen des Spielfeldes; Ziehen auf ein weisses Feld; Ziehen auf ein nicht direkt angrenzendes Feld; Ziehen, wenn der Gegner am Zug ist; Ziehen auf ein Feld, das schon von einer anderen Figur besetzt ist; und – bei Schafen – rückwärts ziehen.
  • Begehen beide Seiten gleichzeitig eine Regelverletzung, werden alle betroffenen Figuren zurückgesetzt und dieselbe Partie, die gerade am Zug war, darf nochmals ziehen.
  • Begeht nur eine Seite eine Regelverletzung, ist nach dem Zurücksetzen die Partie am Zug, die keine Regelverletzung begangen hat.

Spieltaktik der Schafe

Grundtaktik

Am einfachsten ist es für die Schafe die Kontrolle zu behalten, wenn sie immer schön auf einer Linie vorrücken. Nummeriert man die Schafe jedes Mal, wenn sie in einer Reihe stehen so durch, dass das Schaf, das am Seitenrand steht, die Nummer 1 bekommt, dann müssen die Schafe immer in der Reihenfolge 1, 2, 3, 4 ziehen. So entsteht nie eine Lücke, durch die der Wolf entwischen könnte.

Die einzige Möglichkeit, mit welcher der Wolf dieses Vorgehen stören kann, besteht darin, dass er sich dem Schaf, das als Nächstes ziehen würde, in den Weg stellt. Die Schafe können allerdings alle dieser Durchbruchsversuche abwehren. Blockieren von Schaf 4 ist trivial, da der Wolf sofort an die Wand gedrückt werden kann. Blockieren von Schaf 2 führt zu einer Art Standardsituation, welche die Schafe leicht bewältigen können. Etwas schwieriger sind die Blockierung von Schaf 3 oder 1 zu parieren. Daraus liessen sich zwei Wolfstypen konstruieren, die bevorzugt je auf Position 1 oder 3 blockieren.

Wenn der Wolf Schaf 3 blockiert

Wenn der Wolf Schaf 2 blockiert

Wenn der Wolf Schaf 1 blockiert

Taktik für den Wolf bei verstreuten Schafen

Offener Weg

Problemlos durchbrechen kann der Wolf immer, wenn sich vom Wolf bis zum oberen Rand ein durchgehender Weg finden lässt, den die Schafe gar nicht oder nicht schnell genug schliessen können. Der Wolf braucht zum Auffinden eines solchen Weges eine depth-first Suchroutine, die von seinem Standort aus bis auf die Höhe des hintersten Schafes nach offenen Wegen sucht.

Kette nach vorne ziehen

Eine Kette ist eine Folge von einem oder mehreren auf einer Diagonale stehender Schafe. Eine Kette kann nach vorne gezogen und dann umgangen werden, wenn a) die Kette in der Ausgangsposition vorne umgangen werden kann und b) sie hinten umgangen werden kann, wenn alle Schafe um ein Feld in Richtung der Kette vorgerückt sind. Der Wolf kann eine solche Kette entdecken, wenn er eine schliessbare Lücke findet (s.u.), die vor der Spitze eine Kette liegt.

Schliessbare Lücke

Eine schliessbare Lücke liegt auf einem momentan offenen Weg, den aber die Schafe rechtzeitig an der einen oder anderen Stelle schliessen können. Der Wolf kann zwar an einer solchen Stelle nicht durchbrechen. Wenn aber kein offener Weg und auch keine geeignete Kette existieren, kann er eine solche schliessbare Lücke anpeilen, um die Schafe unter Druck zu setzen.