Die Wirkungskaskade

Kaskade_Berufsbildung

2 Inhalte für den Schulungskontext

Eine Schwierigkeit besteht dabei darin, dass alle der Akteure und Akteurinnen in zwei verschiedenen Kontexten zuhause sind. Lehrpersonen und Lernende treffen sich in der Schule. Die Lernenden verbringen aber im Rahmen einer dualen Berufsbildung den grössten Teil ihrer Zeit im Beruflichen Alltag und grundsätzlich sollte das, was in der Schule geschieht für den Beruflichen Alltag nützlich sein. Dasselbe gilt für Lehrpersonen, welche an einer Weiterbildung teilnehmen oder Dozentinnen und Dozenten, welche sich von Forschern beraten lassen.

Dieses Hin und Her zwischen zwei Kontexten wird seit einiger Zeit unter dem Begriff des boundary crossings analysiert, gerade auch für die Berufsbildung (bspw. Akkerman & Bakker, 2011; Engeström et al. 1995; Tuomi-Grohn & Engeström, 2003). Die Lernenden, die Lehrpersonen bzw. die Dozenten sind es auf der jeweiligen Ebene, welche die Grenzen zwischen zwei Kontexten überschreiten. Im einen Kontext lernen sie etwas dazu, im anderen machen sie (vielleicht) Gebrauch davon.

Am einfachsten kann man es sich als Lehrperson machen, indem man es den Lernenden überlässt, über die Grenze zu retten was zu retten ist, nach dem Motto: „Ich erzähle euch etwas interessantes. Macht das Beste daraus!“ Auf der obersten Stufe kann etwas in dieser Art durchaus vorkommen, wenn Forscher an einer Veranstaltung von neuen, interessanten Forschungsresultaten berichten und es dann den zuhörenden Dozenten überlassen, daraus ihre Schlüsse zu ziehen („arbitrary content choice by personal interest of facilitators“ nennen das Prediger et al. (2015)).

Auf den unteren Stufen machen es sich hingegen die meisten nicht so einfach. Mit Hilfe verschiedener Instrumente wird traditionell zumindest versucht sicherzustellen, dass die behandelten Inhalte auch jenseits der Grenze relevant sind. Mit Hilfe der Didaktischen Analyse (Klafki 1985) machen sich Lehrpersonen Gedanken über die Gegenwartsbedeutung und Zukunftsbedeutung einzelner Themen für die Lernenden. In der Curriculumsentwicklung versuchen Bildungsplaner bspw. für einen bestimmten Beruf zu eruieren und festzulegen, welche Inhalte zu Erlernung dieses Berufes relevant sind (etwa Kaiser 2005). In neuerer Zeit, seit der Wende von der Input-Steuerung über Inhalte zur Output-Steuerung über Kompetenzen, versucht man neben den Inhalten auch zu eruieren, welches Verhalten die Lernenden zeigen müssten. Allerdings bleibt dabei meist offen, zu welchem Zeitpunkt: Ob noch bevor sie die Grenze überschreiten oder dann gleich nach Überschreiten der Grenze oder nachdem sie schon einige Zeit jenseits der Grenze verbracht haben?

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