Das Modell von Dehnbostel

Figur 1. Das Modell von Dehnbostel in Originalform

Quelle: Dehnbostel, P. (2004). Kompetenzentwicklung in der Arbeit als Alternative zum organisierten Lernen? In B. Hungerland & B. Overwien (Eds.), Kompetenzentwicklung im Wandel. Auf dem Weg zu einer informellen Lernkultur? (pp. 51-67). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. (Abbildung 1, S. 55)

Dehnbostels Anliegen ist es, verschiedene Formen des Lernens zu klassifizieren. Die linke Seite der Abbildung umfasst entsprechend dann auch einen Klassifikationsbaum für Lernarten. Die verschiedenen Lernarten führen bevorzugt je zu einer bestimmten Form des Wissens, wobei für das angestrebte Ziel einer Reflexiven Handlungskompetenz beide Formen des Wissens (Theoriewissen und  Erfahrungswissen) zusammenspielen müssen.

Die Ausführungen bei Dehnbostel sind nur knapp und enthalten keine Angaben über Eigenschaften der beiden Wissensarten, so dass eine Gegenüberstellung mit dem IML nur spekulativ möglich ist. Da sich aber das Grundanliegen und die Grundaussage zur reflexiven Handlungskompetenz durchaus mit dem IML decken, scheint es mir sinnvoll, diese u versuchen.

Natürlich ist es naheliegend „Theoriewissen“ mit „deklarativem Wissen“ zu identifizieren. Aufgrund der von Dehnbostel verwendeten Beispiele (Fahrradfahren, Schachspielen, erfahrener Arzt, erfahrener Automechaniker) ist anzunehmen, dass mit „Erfahrungswissen“ zumindest „situatives Wissen“ und „sensomotorisches Wissen“ evtl. aber auch „prozedurales Wissen“ gemeint ist (vgl. Figur 2).

Ebenfalls naheliegend ist es, das „formelle Lernen“, aus dem Theoriewissen/deklaratives Wissen resultiert mit dem „Verstehen“ aus dem IML zu identifizieren. Das „informelle Lernen“ würde dann, je nach Art des erworbenen Wissens, „Erfahrungen Sammeln“, „Einüben“ und eventuell sogar Aspekte des „Prozeduralisieren“ (vgl. das Modell der Gruppe um Sternberg) umfassen.

Figur 2: Das Modell von Dehnbostel über das IML gelegt

Soweit ist diese Klassifikation der Lernaufgaben nicht weiter aufschlussreich. Interessant ist aber die Kategorie des „reflexiven Lernens“. Bei Dehnbostel ist das implizite Lernen ein Lernen, „dessen Verlauf und Ergebnis dem Lernenden nicht bewusst sind“ (S. 55) wogegen beim reflexiven Lernen die „Erfahrungen in Reflexion eingebunden werden“ (s. 55) und zu Erkenntnissen führen.  Dies kann versuchsweise mit der „Reflektieren“ im IML identifiziert werden, wo als situatives Wissen abgelegte Erfahrungen mit Hilfe deklarativer Konzepte analysiert werden und so bewertetes, reflektiertes situatives Wissen entsteht (ausgezogener Pfeil bei Dehnbostel). Als Nebenprodukt kann diese Reflexion zu neuem oder modifiziertem deklarativem Wissen führen (gestrichelter Pfeil bei Dehnbostel; vgl. reflektierende Fallstudie).