7: Fördern mathematischer Kompetenz

Typische Situation

Anton gibt den Lernenden die Möglichkeit an aktuellen Aufgaben, die sie gerade im Fachrechnen behandeln, zu arbeiten. Er geht von Tisch zu Tisch und lässt sich erklären, was geht und was Mühe macht. Bei Beat und Charly stellt er fest, dass sie die Aufgaben sehr oberflächlich lesen und darum immer wieder in Schwierigkeiten geraten. Er gibt ihnen ein Blatt mit Lesestrategien, mit dem sie auch schon gearbeitet haben und fordert sie auf, gemeinsam etwas daran zu üben. Dora scheint im Prinzip keine Schwierigkeiten zu haben, diese Art von Aufgaben zu interpretieren. Sie ist auch in der Lage abzuschätzen, ob das Resultat jeweils Sinn macht. Nur wenn sie als Technik irgendwo Bruchrechnen einsetzen muss, kommt sie ins Stocken. Anton holt ihr ein geeignetes Übungsheft aus dem Schrank und schlägt ihr vor, sie soll ein bisschen Bruchrechnen üben. Beim Weitergehen stellt Anton dann aber fest, dass einige bei diesen Aufgaben irgendwie in der Luft hängen. Sie scheinen nicht so recht zu wissen, was sie tun. Anton nimmt sie zusammen und erarbeitet mit ihnen, wie der mathematische Formalismus mit Berechnungen zusammenhängt, die sie auch aus dem Alltag kennen.

Situationskreis

  • Es gibt merkliche Unterschiede im mathematischen Wissen und Können der Lernenden.
  • Trotz sorgfältiger Vorbereitung haben immer wieder einzelne Lernende Schwierigkeiten.
  • Lernende müssen mathematische Aufgaben oder Aufgaben mit einer mathematischen Komponente bearbeiten

Qualitätsstandards

Externe Ressourcen

  • Mathematikaufgaben verstehen : Trainingsprogramm (hep Verlag)
  • Ãœbungshefte Mathematik Basics (hep Verlag)

Theoretische Konzepte

  • Mathematisieren als Modellbildungsvorgang
  • Alltagsmathematik und Schulmathematik
  • Wissenstheorie
  • Konstruktion – Rekonstruktion – Dekonstruktion
  • Reziprokes Lehren für Mathematik
  • Kognitive Anlehre
  • Die spezielle Sprache mathematischer Aufgaben

Praktische Fertigkeiten

  • Anleiten zur Strategieänderung
  • Abgestufte Hilfe geben
  • Gemeinsam Ziele erarbeiten
  • Mathematische Anforderungen analysieren

Leitende Geschichten

  • Patrik: Patrik stammt aus einem Dorf im tiefen Emmental. In den ersten 9 Schuljahren ist er nicht besonders aufgefallen. Irgendwie ist er überall mitgelaufen. Nach der obligatorischen Schulzeit besucht er das zehnte Schuljahr in einem grösseren Ort etwas weiter vorne im Tal. Dieses Jahr erlebt er als eine harte Zeit. Anschliessend beginnt er eine Lehre als Automechaniker ganz in der Nähe seines Heimatdorfes. Damit ist er aber offenbar überfordert und nach einiger Zeit wechselt er in die Anlehre als Fahrzeugwart. Im Betrieb macht er seine Arbeit gut. In der Berufsschule besucht er den Stützunterricht. Er liebt es gar nicht, knifflige Probleme zu lösen. Vor allem Mathematik behagt ihm nicht – wie seiner ganzen Familie. Als er im Stützunterricht gefragt wird, ob er es nicht doch noch einmal mit Mathematik versuchen möchte, lehnt er dankend ab. Als er dann aber sieht, dass alle anderen an Mathematikaufgaben arbeiten, meldet er sich doch. Gefragt, was er denn am liebsten anpacken möchte, entscheidet er sich für „die Sache mit den Prozenten“. Die Frage, warum in das interessiert, kann Patrik zuerst nicht beantworten. Nach einigem Bohren bringt er dann aber doch einige Beispiele. Von diesen ausgehend wird es möglich, in kleinen Schritten weiterzuarbeiten. Oft muss man ihn dabei darauf aufmerksam machen, dass er echt Fortschritte macht und ihm helfen, zwischenzeitliche Misserfolge nicht einfach als seine fehlende Begabung für mathematische Fragen zu attribuieren.