Als ich vor etwa 20 Jahren diese Website startete, war meine Idee, hier mein Projekt „Lernen durch Mitmachen“ zu dokumentieren. Viel ist dazu in der Zwischenzeit nicht geschehen, aber das Projekt gibt es immer noch und ab und zu geschieht auch etwas. Ob ich allerdings je auch nur einen Teil des Angedachten umsetzen werde, ist völlig offen. Daher: Das Projekt ist „Open Source“, d.h. wenn jemand auf den Zug aufspringen möchte, ist sie oder er herzlich eingeladen.
Anliegen
Lernen geschieht in vielen Kontexten. Einer davon ist die praktische Berufsbildung, wo noch Unerfahrene mit erfahrenen Berufsleuten zusammenarbeiten und so allmählich selbst Erfahrene werden. „Lernen durch Mitmachen“ ist diesem Kontext gewidmet.
Lave und Wenger haben 1991 (Lave & Wenger 1991) mit “Legitimate Peripheral Participation” eine kraftvolle Metapher begründet, die seither die Diskussionen zum Thema Lernen befruchtet hat (beispielsweise Sfard, 1998). Nach meiner Wahrnehmung wurden bisher aber vor allem die im weitesten Sinne sozialen Aspekte des Lernens durch LPP diskutiert. „Lernen durch Mitmachen“ möchte ergänzend dazu die kognitive Seite der dabei ablaufenden Lernprozesse untersuchen.
Methode
Spielwelt: Lernen durch Mitmachen im beruflichen Kontext ist nicht einfach zu beobachten, da der ganze Prozess sich über Jahre erstreckt. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was dabei geschehen könnte, möchte ich deshalb zuerst Lernen durch Mitmachen kompakt in einer Spielwelt beobachten. Als Spielwelt werde ich Verfolgungs-Brettspiele einsetzen und bin aktuell dabei, eine geeignete Umgebung dafür zu entwickeln.
Simulation: Aber sogar in der kompakten Umgebung einer Spielwelt sind Lernprozesse nicht einfach zu beobachten. Zu vieles geschieht gleichzeitig, sodass die Gefahr gross ist, dass man etwas verpasst, wenn man nicht bereits eine Vorstellung davon hat, wo man hinschauen muss. Als Vorbereitung möchte ich deshalb als zweites computersimulierte Lernende entwickeln, die in der Spielwelt als Anfänger und Experten funktionieren können.
Theoriebildung: Parallel zu den beiden vorangehenden Punkten geht es darum, das Ganze theoretisch zu fassen. Unter anderem können dabei die einen oder anderen Überlegungen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz nützlich sein, insbesondere zum Thema Multi Agent Systems.
Beobachtung in der Spielwelt: Mit diesen Vorbereitungen sollte es dann möglich sein, Lernen durch Mitmachen in der Spielwelt zu beobachten. Die Idee ist es, Gruppen so lange miteinander spielen zu lassen, bis alle Mitglieder Expertinnen sind, und dann ein Mitglied der Gruppe durch einen Anfänger zu ersetzen.
Beobachtung im Berufsbildungskontext: Auf dem Hintergrund der so gewonnen Einsichten sollte es dann möglich sein, Lernen durch Mitmachen gezielt auch im Berufsbildungskotext zu beobachten.
Aktueller Stand
Seit März 2020 (eigentlich seit 2000!): Entwicklung der Spielwelt
Lave, J., & Wenger, E. (1991). Situated Learning. Legitimate peripheral participation. Cambridge: Cambridge University Press.
Sfard, A. (1998). On two metaphors for learning and the dangers of choosing just one. Educational Researcher, 27(2), 4-13.