29. Ein Ausbildungsaufbau (2001)

Jede Ausbildung hat das Ziel, dass das erworbene Wissen ausserhalb der „Schule“ angewendet werden soll. Ganz besonders direkt von dieser Transferfrage betroffen ist die Berufsausbildung, da hier sehr schnell klar wird, wo und ob ein Transfer in die Berufspraxis stattfindet. Das integrierende Lernmodell und die darin enthalten Lernwege bieten einen guten Hintergrund, auf dem sich eine transferorientierte Berufsbildung gestalten lässt.

Eine Möglichkeit besteht darin, die ganze Ausbildung in folgende drei Phasen zu gliedern (ausfühlicher):

Rezepte vermitteln: In einer ersten Phase geht es darum, die Lernenden für typische Situationen handlungsfähig zu machen. Vermittelt werden konkrete Handlungsanweisungen und wahrnehmungsleitende Raster (kurz „Rezepte“), deren Anwendung bei der Bewältigung von „normalen“ Situationen hilft. Ziel dieser Phase ist es, die Lernenden dazu zu befähigen, dass sie typische Situationen aufgrund einer rezeptgeleiteten Planung bewältigen können. Sie werden so fähig, Erfahrungen zu sammeln, die zu einem Grundstock ihres handlungsleitenden Erfahrungswissens werden können.

Sammeln von Erfahrungen: In einer zweiten Phase handeln die Lernenden in realen Situationen und sammeln so konkrete Erfahrungen. Sie werden dabei so unterstützt, dass sie die in der ersten Phase aufgebauten Kompetenzen tatsächlich einsetzen und festigen. Das Ziel dieser Phase ist ein doppeltes: Einerseits bauen die Lernenden so für die Situationen, die sich aufgrund der Rezepte bewältigen lassen, einen handlungsleitenden Erfahrungsschatz auf. Sie erwerben für diesen Bereich Kompetenzen. Zum zweiten dienen die Erfahrungen aber auch als Grundlage für die Reflexion in der dritten Phase.

Erwerb von Reflexionswissen: In einer dritten Phase werden vorhandene Erfahrungen mit Theorien und Modellen verbunden und in ihrem Rahmen reflektiert. Zu diesem Zweck werden systematisch geordnet Theorien und Modelle eingeführt und dann die Reflexion der Erfahrungen anhand dieser Konzepte geübt. Die Lernenden professionalisieren ihr Handeln dadurch, dass sie sich nicht einfach auf einen beliebigen Erfahrungsschatz abstützen, sondern im Rahmen professioneller Kriterien bewertete Erfahrungen einsetzen. Zudem legen sie den Grundstock für eine lebenslange Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen.

Das Ausbildungskonzept sieht ein Hin-und-Her zwischen Schule und Praktika vor. Dies führt natürlich sofort zur Frage, wie eine möglichst optimale Arbeitsteilung zwischen diesen beiden Institutionen garantiert werden soll. Welches ist die Aufgabe der Lehrenden? Wozu ist schulischer Unterricht gut? Wie kann das Lernen und Erfahrungen sammeln in der Praxis unterstützt werden? Eine Sammlung von Überlegungen dazu kann hier heruntergeladen werden.

Eine konsequent transferorientierte Ausbildung bedarf auch anderer Arten von Lernzielen als die traditionellen „Kenntnisse“ und „Fähigkeiten“. Um diesem Bedarf nachzukommen ist das Modell der Situierten Kompetenzen entstanden.

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