Das IML in der Version von Beat Keller

Quelle: Persönliche Mitteilung (2012). Die Graphik lässt sich durch Anklicken vergrössern.

Das Modell von Beat Keller ist eine alternative Darstellung zum IML2, die einige Punkte etwas anders gewichtet.

Die meisten Unterschiede in der Darstellung ergeben sich daraus, dass:

  • Beat Keller das Modell eher im Zusammenhang mit der Frage „Was geschieht, wenn Lernende miteinander, mit den Lehrenden, mit Büchern und Texten etc. kommunizieren?“ einsetzt, wogegen meine Frage eher ist „Was geschieht, wenn die Lernenden handeln eine Situation bewältigen?“
  • Beat Keller den Handlungsentwurf in einem der Systeme – dem situativen System – entstehen lässt, wogegen ich mir da eher ein weiteres, nicht dargestelltes System als eine Art Arbeitsspeicher vorstelle, in dem Inputs aus allen vier Wissenssystemen zusammenfliessen.

Die wesentlichen darstellungsmässigen Unterschiede sind:

  • Externes System: Bei Beat Keller ist die Umwelt explizit als weiteres System enthalten. Das erlaubt unter anderem die Nutzung der Umwelt als externes Gedächtnis sowie die kommunikative Koppelung zweier Personen über das externe System darzustellen – beides interessante Aspekte, welche in meiner Darstellung zu kurz kommen.
  • Zusammenlegung von prozeduralem und sensomotorischem System: Die beiden bei mir getrennten Systeme werden in einem System (prozedurales System) zusammengefasst. Dadurch wird die Darstellung etwas kompakter, allerdings geht tendenziell verloren, dass die prozedurale und die sensomotorische Steuerung nach anderen Mechanismen erfolgt.
  • Zusammenlegung von Lernen und Handeln: Dadurch, dass alles in ein Bild gepackt ist, lässt sich tendenziell besser darstellen und verstehen, dass und wie Lernen in Handeln und Kommunizieren eingebettet ist. V.a. einüben illustriert besser, dass prozedurales und sensomotorisches Wissen natürlich in Interaktion mit der Umwelt entsteht und verfeinert wird, als dies in meiner Darstellung der Fall ist. Allerdings geht bei Beat Kellers Darstellung verloren, welche Funktionen dabei von den anderen Wissensarten übernommen werden – genauso wie seine Darstellung keinen expliziten Lernbaustein „Situieren“ kennt, der bei ihm implizit in der Schlaufe Handeln-Erleben enthalten ist.

Soweit die Lernbausteine nicht sowieso gleich benannt sind, bestehen verschiedene Korrespondenzen:

  • Mitteilen und Ausüben: Bei mir implizit Aspekte des Handels. Hier werden sie darstellungsmässig auseinander genommen, Beat Keller betont aber, wenn er Handeln beschreibt, dass dies auch (immer!?) Mitteilen und Ausüben beinhaltet.
  • Erleben: Beim mir impliziter Teil des Sammelns das hier einer Variante der Schlaufe Handeln-Erleben entspricht.
  • Denken: Fasst hier zusammen, was bei mir getrennt als Durcharbeiten (beim Lernen) und Entwerfen/Planen (beim Handeln) vorkommt.
  • Kombinieren: Fasst Optimieren und Kalibrieren zusammen.
  • Mental Einüben: Ist bei mir eine spezielle Form des Einüben. Meist geschieht Einüben dadurch, dass geleitet durch deklarative und situative Vorstellungen reale eine Bewegung geübt wird (hier Ausüben/Einüben). Beim mentalen Training (= mentales Einüben) wird das Ausüben hingen nur vorgestellt.
  • Vorstellen: Einerseits findet sich Vorstellen in meiner Darstellung als Bestandteil von zwei anderen Bausteinen: Nacherleben und Simulieren. Beim Nacherleben wird das, was in einer erzählten Geschichte geschieht, so intensiv vorgestellt, dass situatives Wissen ähnlich einer selbst erlebten Erfahrung entsteht. Beim Simulieren wird versucht, sich mit Hilfe situativer Versatzstücke vorzustellen, wie man sich fühlen/reagieren würde, wenn etwas bestimmtes (geplantes) geschehen würde. Darüber hinaus verbergen sich dahinter aber …

Echte theoretische Differenzen:

  • Da Beat Keller davon ausgeht, dass der Handlungsentwurf im situativen System entsteht, muss Wissen aus den anderen Systemen in dieses einfliessen können. Vom deklarativen System her geschieht das über Vorstellen. Beispielsweise wird bei ihm ein im deklarativen System entworfener Plan zum Handlungsentwurf, in dem der Plan in eine Vorstellung der Ausführung des Plans umgesetzt wird. Das wirft die Frage auf, ob denn dann diese Vorstellung denselben Status hat, wie eine Erinnerung auf Grund eines Erlebnisses. Da eine der Hauptbotschaften, die ich mit dem IML verbinde die ist, dass blosses Vorstellen, man würde Handeln, niemals echte Erfahrungen, niemals situatives Wissen generieren kann, würde ich sie verneinen. Ich bevorzuge deshalb das Bild, dass der Handlungsentwurf anderswo (irgendwo in einem Arbeitsgedächtnis) entsteht. Selbstverständlich wird das ganze Planen und Handeln dabei auch erlebt und produziert auf diesem Weg neues situatives Wissen.
  • Mental Ausüben: Dieser Baustein hat dieselbe Funktion wie das Vorstellen, aber für den Ãœbergang vom prozeduralen System zum situativen System. Und aus denselben Gründen wie oben bevorzuge ich auch hier einen indirekteren Weg, dass nämlich das prozedurale System nur dadurch situatives Wissen generieren kann, indem prozedural/sensomotorische Wissen ausgeübt wird, was dann natürlich wieder erlebt werden kann.