Cognitive Apprenticeship als Grundidee
Beim Erlernen manueller Fertigkeiten gibt es die traditionelle Vorgehensweise des „Vormachen und Nachmachen Lassen“. Cognitive Apprenticeship versucht diese Instruktionstechnik für kognitive Fertigkeiten wie Berechnen, Planen, Reflektieren, Auswerten etc. nutzbar zu machen.
Das Verfahren führt über folgende Schritte:
- Modellieren (Modelling): Die Lehrperson demonstriert das Vorgehen.
- Coachen (Coaching): Die Lernenden üben, die Lehrperson unterstützt.
- Artikulieren (Articulation): Die Lernenden fassen ihr Vorgehen in Worte.
- Reflektieren (Reflection): Das erlernte Vorgehen wird kritisch reflektiert.
- Explorieren (Exploration): Das gelernte Vorgehen wird auf andere Anwendungskontexte übertragen.
Cognitive Apprenticeship plus
Setzt man Cognitive Apprenticeship in Reinform ein, so wird das neue Verfahren direkt ohne grosse Einleitung instruiert. Dadurch fehlt den Lernenden der Hintergrund, auf dem sie das Modell verstehen können.
Sinnvoller ist es deshalb, bei der Vermittlung von Verfahren einen grösseren Bogen zu spannen und beim Vorwissen und den Erfahrungen der Lernenden anzusetzen. Dabei geht es darum, für die Lernenden das neue Verfahren als Lösung für jene Probleme erlebbar zu machen, welche sie mit ihrem bisherigen Wissen nicht bewältigen können:
0. Anknüpfen an das Vorwissen der Lernenden
- Aufgaben lösen lassen: Die Lernenden erhalten gleich zu Beginn den Auftrag, Aufgaben der Art zu bearbeiten, für die man ihnen ein Lösungsverfahren beibringen möchte.
- Lösungen und Strategien vergleichen: Die Lernenden stellen ihre Lösungen und ihr Vorgehen auf dem Weg dorthin vor.
- Offene Fragen herausarbeiten: Anschliessend werden die Schwierigkeiten zusammengestellt, mit denen die Vorgehensweisen der Lernenden nicht fertig werden und die durch den zu erlernenden Ansatz überwunden werden sollen.
Mehrmals hin und her zwischen Erfahrung und Instruktion
In dem hier skizzierten Ablauf findet ein enges Zusammenspiel zwischen den Erfahrungen der Lernenden und der Instruktion durch die Lehrperson statt. Der Lernprozess beginnt bei den singulären Vor-Erfahrungen der Lernenden. Diesen wird als Instruktion das reguläre Modell bzw. Verfahren gegenübergestellt. Beim Versuch, dieses Modell umzusetzen, machen die Lernenden Erfahrungen mit allerlei Anwendungsschwierigkeiten. Die Instruktion in Form des Coaching unterstützt sie dabei, diese zu überwinden. Mit der Zeit stellen sich positive Erfahrungen in Form gelungener Anwendungen ein, welche dann reflektiert werden und so schliesslich zu einem reflektierten Erfahrungswissen führen.
Die Graphik lässt sich durch Anklicken vergrössern.
Texte als pdf (noch in der Begrifflichkeit des IML 1)
- „Neue Verfahren einüben“ etwas ausführlicher
- Auf Alltagswissen aufbauen: Lernende bringen immer schon (situatives) Vorwissen mit. Dies sollte man nicht ignorieren, sondern darauf aufbauen.