Projektidee

Fragestellung

Lernen als Hineinwachsen in eine „community of practice“ wird viel diskutiert. Gewisse Grundideen dahinter sind auch sehr einleuchtend, wie etwa:

  • Lernen heisst immer, etwas lernen, das andere schon nützlich finden.
  • Lernende sind typischerweise nicht auf sich allein gestellt, sondern finden immer in der Umgebung jemand, der das schon kann, was sie lernen sollten.
  • Ein grosser Teil des Wissens, das die meisten Lernenden erwerben, müssen sie erwerben, damit sie mit anderen kooperieren können, die an den selben Aufgaben, in den selben Situationen arbeiten wie sie.
  • Viel Wissen ist kontextgebunden, d.h. es existiert oder funktioniert nur in Interaktion der Lernenden mit bestimmten Situationen.

Andererseits haben viele Ausbildungen ja gerade nicht die Aufgabe, die Lernenden in eine ganz konkrete „community of practice“ hinein zu führen. Ihre Aufgabe ist es eher, die Lernenden so vorzubereiten, dass sie innert nützlicher Zeit einen Platz in verschiedensten „communities“ einnehmen können. Sofern dies überhaupt möglich ist, muss es Formen von Wissen geben, die mehr oder weniger kontextunabhängig sind.

Ziel

Das Ziel des Projektes ist es, das Zusammenspiel von kontextgebundenem und (relativ) kontextunabhängigem Wissen zu studieren.

  • Welche Art von Wissen entsteht, wenn Lernende in eine „community“ mit anderen Ausbildungsteilnehmern und den Lehrenden hinein wachsen?
  • Was ist daran notwendigerweise kontextgebunden, was kann wie kontextunabhängig gemacht werden?
  • Was geschieht, wenn die Lernenden später die „community“ – eventuell mehrmals – wechseln?

Methode

Eine alte Überzeugung von mir ist, dass sich solche Fragen am besten im Zusammenspiel von drei verschiedenen Komponenten bearbeiten lässt:

  1. Eine Computersimulation der kognitiven Prozesse
  2. Motivierte Versuchspersonen, welche die Vorgänge im Labor durchspielen und reflektieren
  3. Beobachtungen in realen Kontexten

Für die ersten beiden Komponenten wird eine Art Spielwelt, eine Explorationsumgebung benötigt, welche die interessierenden Kontexte geeignet vereinfachend abbilden. Ob diese Vereinfachung gelungen ist, zeigt sich, wenn man Resultate und Überlegungen zu den ersten beiden Komponenten mit dem vergleicht, was im Rahmen der dritten Komponente zu beobachten ist.

Die erste Komponente, die Computersimulation, dient als eine Art Hintergrund für die Arbeit mit realen Personen. Es ist nicht zu erwarten, dass es möglich ist, durch eine Simulation die Prozesse, welche bei realen Personen ablaufen, exakt abzubilden. Aber gerade der Kontrast zwischen der Simulation und dem beobachteten Verhalten kann helfen, diese Beobachtung einzuordnen.

Mehr zur Methode

Kaiser, H. & Keller, B. (1991) Kleine Computersimulationen: Computerunterstützte Theoriebildung mit Beispielen aus der Psychologie. Bern: Huber.